Die Luftfeuchtigkeit spielt beim Anbau von Cannabis eine entscheidende Rolle und hat einen enormen Einfluss auf das Wachstum, die Gesundheit und den Ertrag deiner Pflanzen. Jede Phase im Lebenszyklus der Pflanze – von der Keimung über das vegetative Wachstum bis zur Blüte – hat unterschiedliche Anforderungen an die relative Luftfeuchtigkeit (RH), um optimale Ergebnisse zu erzielen. Auch das richtige Trocknen und Aushärten der Buds nach der Ernte hängt eng mit einer kontrollierten Luftfeuchtigkeit zusammen. In diesem Blogbeitrag erklären wir, wie du die Luftfeuchtigkeit in den verschiedenen Wachstumsphasen optimal anpasst und wie du deine Pflanzen richtig trocknest, um den bestmöglichen Ertrag und Qualität zu erreichen.
Die Rolle der Luftfeuchtigkeit beim Cannabisanbau
Cannabispflanzen atmen über ihre Blätter – genauer gesagt, über winzige Poren, die Stomata genannt werden. Durch diese Stomata regulieren die Pflanzen den Gasaustausch, der für das Wachstum notwendig ist. In einer Umgebung mit zu hoher Luftfeuchtigkeit kann der Gasaustausch beeinträchtigt werden, was zu schlechterem Wachstum und erhöhtem Schimmelrisiko führen kann. Bei zu niedriger Luftfeuchtigkeit hingegen trocknen die Blätter aus und die Pflanze verliert übermäßig viel Wasser, was ebenfalls das Wachstum hemmt. Die richtige Kontrolle der Luftfeuchtigkeit ist daher ein entscheidender Faktor, um das Wachstum deiner Pflanzen zu maximieren und das Risiko von Krankheiten oder Schimmel zu minimieren. Doch jede Wachstumsphase hat ihre eigenen Anforderungen.
Die richtige Luftfeuchtigkeit in den verschiedenen Wachstumsphasen
1. Keimung und Setzlingsphase (Luftfeuchtigkeit: 65–70 %)
In der Keimungsphase benötigen Cannabispflanzen eine hohe Luftfeuchtigkeit, da ihre Wurzeln noch nicht voll entwickelt sind. Sie nehmen zu diesem Zeitpunkt einen Großteil des Wassers über ihre Blätter auf. Eine hohe Luftfeuchtigkeit von 65–70 % fördert eine schnelle Keimung und gesunde Setzlinge. In dieser Phase ist es wichtig, den Boden feucht, aber nicht durchnässt zu halten, um Wurzelfäule zu vermeiden.
Tipps zur Luftfeuchtigkeitskontrolle:
– Verwende eine transparente Abdeckung oder ein Gewächshaus für Setzlinge, um die Luftfeuchtigkeit konstant hoch zu halten.
– Ein Luftbefeuchter kann hilfreich sein, um die Luftfeuchtigkeit zu regulieren.
2. Vegetative Phase (Luftfeuchtigkeit: 40–70 %)
Während der vegetativen Phase wachsen die Pflanzen stark und entwickeln ihr Wurzelsystem. In dieser Phase benötigen die Pflanzen etwas weniger Luftfeuchtigkeit als in der Keimung, aber immer noch einen relativ hohen Wert. Eine Luftfeuchtigkeit von 40–70 % ist ideal, um das Wachstum zu unterstützen. Ein zu trockenes Klima kann das Wachstum verlangsamen und die Blätter austrocknen, während zu viel Feuchtigkeit das Risiko von Schimmel und Mehltau erhöht.
Tipps zur Luftfeuchtigkeitskontrolle:
– Passe die Luftfeuchtigkeit je nach Größe der Pflanze an. Kleinere Pflanzen vertragen mehr Feuchtigkeit, größere Pflanzen sollten eher bei 40–50 % gehalten werden.
– Verwende einen Luftentfeuchter, um das Feuchtigkeitsniveau zu senken, wenn es über 70 % steigt.
3. Blütephase (Luftfeuchtigkeit: 40–50 %)
Die Blütephase ist die wichtigste Phase, da sich hier die Blüten (Buds) entwickeln. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann hier katastrophale Folgen haben. Wenn die Blüten zu feucht gehalten werden, steigt das Risiko für Schimmel und Bud Rot (Blütenfäule). Während dieser Phase sollte die Luftfeuchtigkeit daher auf 40–50 % gesenkt werden. Gegen Ende der Blütephase (in den letzten 1–2 Wochen vor der Ernte) kann es sinnvoll sein, die Luftfeuchtigkeit noch weiter auf 30–40 % zu senken, um die Harzproduktion anzuregen und den Pflanzen den letzten Reifeschub zu geben.
Tipps zur Luftfeuchtigkeitskontrolle:
– Stelle sicher, dass dein Grow-Raum gut belüftet ist, um stehende Feuchtigkeit zu vermeiden.
– Setze in der Blütephase verstärkt auf Luftentfeuchter und Ventilatoren, um die Luftzirkulation zu verbessern und das Schimmelrisiko zu minimieren.
Richtiges Trocknen: Der Schlüssel zur Qualität
Nach der Ernte ist das richtige Trocknen von entscheidender Bedeutung, um die Potenz, den Geschmack und das Aroma deiner Buds zu erhalten. Ein unsachgemäßes Trocknen kann zu Schimmelbildung oder einem unangenehmen Geschmack führen, während richtig getrocknetes Cannabis eine höhere Qualität und Lagerfähigkeit aufweist.
1. Die optimale Luftfeuchtigkeit beim Trocknen (Luftfeuchtigkeit: 45–55 %)
Beim Trocknen sollte die Luftfeuchtigkeit in einem Bereich von 45–55 % liegen. Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit führt dazu, dass die Buds zu schnell trocknen und die äußeren Schichten aushärten, während das Innere feucht bleibt. Dies kann zu einer unangenehmen Rauchqualität führen. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann hingegen Schimmelbildung begünstigen, insbesondere in dichten Buds.
Der ideale Trocknungsraum:
– Temperatur: Halte den Raum auf etwa 18–22 °C.
– Licht: Trockne deine Buds immer in einem dunklen Raum, da Licht die Cannabinoide abbauen kann.
– Luftzirkulation: Sorge für eine sanfte Luftzirkulation, aber vermeide starke Luftströmungen direkt auf die Buds, da dies sie zu schnell austrocknen könnte.
2. Die Trocknungsdauer: Im Allgemeinen dauert der Trocknungsprozess etwa 7 bis 14 Tage, abhängig von der Größe und Dichte der Buds. Es ist wichtig, den Prozess nicht zu überstürzen. Überprüfe regelmäßig die Buds, indem du einen kleinen Zweig biegst – wenn er leicht bricht, sind die Buds bereit für den nächsten Schritt.
Das Aushärten (Curing) – Für den perfekten Geschmack und Potenz
Nach dem Trocknen ist das Aushärten (Curing) ein entscheidender Schritt, der oft übersehen wird. Durch das Aushärten können die Buds ihr volles Aroma und ihre Potenz entfalten.
1. Die ideale Luftfeuchtigkeit beim Aushärten (Luftfeuchtigkeit: 58–62 %)
Während des Aushärtungsprozesses sollten die Buds in einem Glasgefäß aufbewahrt werden, das regelmäßig geöffnet wird, um frische Luft hinein- und überschüssige Feuchtigkeit herauszulassen. Die ideale Luftfeuchtigkeit im Glas sollte bei 58–62 % liegen. Es gibt spezielle Feuchtigkeitsregler (z. B. Boveda Packs), die dir helfen können, dieses Niveau zu halten.
2. Die Aushärtedauer Das Aushärten sollte mindestens 2–4 Wochen dauern, aber viele erfahrene Grower lassen ihre Buds bis zu 6 Monate aushärten, um das beste Ergebnis zu erzielen. Während dieser Zeit zersetzen sich unerwünschte Stoffe, was zu einem milderen Rauch und einem besseren Geschmack führt.
Zusammenfassung: Luftfeuchtigkeit und Trocknung beim Cannabis-Anbau
– Keimung und Setzlingsphase: 65–70 % Luftfeuchtigkeit
– Vegetative Phase: 40–70 % Luftfeuchtigkeit
– Blütephase: 40–50 % Luftfeuchtigkeit (30–40 % am Ende)
– Trocknen: 45–55 % Luftfeuchtigkeit
– Aushärten (Curing): 58–62 % Luftfeuchtigkeit
Die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit ist in jeder Phase des Anbaus entscheidend, um das beste Wachstum, den höchsten Ertrag und die beste Qualität zu gewährleisten. Wenn du diese Richtlinien befolgst und deinen Grow-Raum entsprechend anpasst, kannst du das Potenzial deiner Pflanzen voll ausschöpfen und nach der Ernte qualitativ hochwertige Buds genießen.
Ihr dürft sehr gerne diesen Beitrag in den Kommentaren ergänzen, oder auch eure noch offenen Fragen stellen.
Vielen Dank und beste Grüße,
euer Michel